Widerstand zwecklos - das Rutesheimer Rathaus war in Narrenhand
Die Hexen schwammen im Paragraphendschungel
Zu allem bereit hatten sich die Mitarbeiter der Stadtverwaltung am 8. Februar im Rathaus versammelt, um nicht nur dieses, sondern auch den Stadtschlüssel zu verteidigen. Denn die Ruademser Gumpa Hexa waren gekommen, um erneut die Macht an sich reißen, und sie hatten es bereits bis vor die Tür geschafft. Um die feindliche Übernahme zu rechtfertigen und ihren Gegner zu zermürben, legten sie auch direkt los mit den Vorwürfen: „Viel hat des Rathaus ja net umgesetzt, was mir die letschte Johr hen vortrage“, klagten sie und verlangten vehement, die Stadtverwaltung möge sich bitte um „zahlbara Wohnraum“ kümmern.
Bürgermeisterin Susanne Widmaier zeigte sich wenig beeindruckt. „Schaut, schaut, die Gumpa-Hexa sind wieder da“, höhnte sie. „Stehn vor dem Rathaus mit ganz viel Blabla.“ Komplett in Bademontur gekleidet bildeten sie und ihr Team der Stadtverwaltung eine vereinte Front. Und sie hatten nicht vor, klein beizugeben, das machte sie schnell klar: „Da könnte ja jeder kommen und unseren Schlüssel begehren, wir jedenfalls lassen uns nicht belehren – werden uns wehren, wir geben nicht klein bei und lassen Euch rein“.
Doch die Hexa hatten sich gerade erst warm gemacht und holten direkt aus zum nächsten verbalen Schlag. Teuer sei das Pflaster von Rutesheim, warfen sie der Bürgermeisterin vor, und so bliebe den Eltern kein Geld für den Förderverein. Dabei habe das Rathaus doch Geld wie Heu, etwa „für nen mobilen Blitzer, ganz neu“. Um diesen zu schonen, fahre „Herr Killinger ja nur noch Fahrrad“.
Das konnte Susanne Widmaier ihrem Ersten Beigeordneten nicht nachsagen lassen. „Martin Killinger ist hier der Chef auf dem Rad, sorgt für den Klimaschutz – in der Tat. Er steigt in die Pedale auch bei größter Hitze, kilometermäßig ist er an der Spitze“, betonte sie und zeterte nun ihrerseits: Würdet ihr Hexen auch für die Umwelt radeln oder laufen, müsstet ihr kein neues Hexa Wägele kaufen. Ihr würdet so die Stadtradel-Bilanz nach vorne bringen und der Klimaschutz würde für alle besser gelingen.“
Nach diesem moralischen Trumpf zeigte sich die Bürgermeisterin entsprechend siegesgewiss. „Das Rathaus-Team steht zusammen, wehrt sich, das wär doch gelacht, im Leben nicht lassen wir Euch an die Macht“, erklärte sie, musste jedoch zugeben: „Durch die Vorgaben der Bundesregierung schwimmen wir sehr, die Paragraphen, Vorschriften – alles wird mehr“, was nun auch die Badekleidung erklärte, in der sich alle zeigten. Doch wenn auch ihr Motto lautete „Paragraphendschungel – wir gehen unter“, Susanne Widmaier blieb dabei: „Ihr kommt nicht rauf und wir nicht hinunter!“
Leider konnten sie dem dann folgenden Sturm der Hexen jedoch trotz tapferen Widerstands nicht Stand halten und mussten schließlich den Stadtschlüssel überreichen. Die Ruademser Gumpa Hexa nahmen die Fäden in der Hand, doch nicht, ohne der Stadtverwaltung zunächst noch einen Tipp mit auf den Weg zugeben: „Versuch’s mal mit Gemütlichkeit“.
Susanne Widmaier ist froh, dass ihr Team das Rathaus mit närrischem Spaß verteidigt hat. „Toll, dass sich die meisten wirklich auch verkleidet haben“, freute sie sich. Und noch ein großes Lob an Tanja Kilper und Petra Heigold, die die Verteidigungsschrift in Reimen verfasst haben. „Die beiden haben ein richtiges Händchen dafür.“
Schülerbefreiung in Rutesheim
Nur einen Tag nachdem die Narren das Rutesheimer Rathaus übernommen hatten, befreiten sie Schülerinnen und Schüler der Rutesheimer Realschule. Mit viel Getöse und Stimmungsmusik zogen die Gumpa Hexa durchs Schulhaus und holten die Jugendlichen aus dem Unterricht. Auf dem Schulhof tanzten alle gemeinsam und genossen die letzten Minuten in der Schule vor den Faschingsferien.