Zwischenbericht zum kommunalen Starkregen-Risikomanagement vorgestellt
Gefahrenkarten geben Überblick über gefährdete Gebiete
Überschwemmungsschäden in Deutschland werden zu 50 Prozent durch lokale Starkregenereignisse verursacht. Um die Gefährdungslage in Rutesheim und seinen Ortsteilen richtig einschätzen und angemessene Vorsorgemaßnahmen veranlassen zu können, hat die Stadt Rutesheim das Ingenieurbüro Winkler und Partner GmbH aus Stuttgart mit der Erstellung eines Konzeptes zum kommunalen Starkregenrisikomanagement beuftragt – gemäß dem entsprechenden Leitfaden der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg. In der jüngsten Gemeinderatssitzung gab das Ingenieurbüro einen Zwischenbericht.
Anders als beispielswiese Flusshochwasser sind Starkregenereignisse aufgrund ihres lokalen Charakters schwer vorhersagbar und können auch an Orten Überflutungen auslösen, die nicht in der Nähe von Gewässern liegen. Daher können grundsätzlich alle Regionen von Starkregenereignissen betroffen sein. Durch die hohen Niederschlagsintensitäten fließt das Wasser hauptsächlich an der Oberfläche ab. Dies kann, vor allem in Senken, zu großflächigen Überschwemmungen führen. In steileren Gebieten wiederum kann es zu Sturzfluten kommen, die Erde, Geröll und Treibgut mit sich führen.
Einflussfaktoren auf das Schadensausmaß von Starkregenereignissen sind somit neben der räumlichen und zeitlichen Verteilung der Niederschläge auch die Topografie, die Wasserspeicherkapazität der Böden, die Leistungsfähigkeit kommunaler Gewässer sowie die Bebauung und die Flächen- beziehungsweise Landnutzung.
Zur Vorbereitung der Risikoanalyse erstellte das Ingenieurbüro zunächst, wie von der (LUBW) empfohlen, Starkregengefahrenkarten für die Gebiete Rutesheim West, Rutesheim Ost und Perouse. Diese zeigen mittels farblicher Abstufung den Grad der Gefährdung in den jeweiligen Gebieten unter Berücksichtigung der oben genannten Faktoren und wurden jeweils für verschiedene Starkregenszenarien erstellt. Differenziert wurde dabei nach Jährlichkeiten, also der Frequenz, mit der bestimmte Niederschlagsmengen vorkommen: selten (30-jährig), außergewöhnlich (100-jährig) oder extrem (1.000-jährig). Die erstellten Gefahrenkarten wurden im Gemeinderat am 11. Dezember 2023 vorgestellt und sind auf der städtischen Homepage einsehbar.
Die anschließende Risikoanalyse erfolgte in drei Schritten: der Analyse der Gefahrenkarten, der Identifizierung kritischer Bereiche und Objekte und der Bewertung der lokalen Überflutungsrisiken. Besonders risikobehaftete Bereiche wurden identifiziert, indem aus den Starkregengefahrenkarten und dem örtlichen Schadenspotenzial auf das Überflutungsrisiko verschiedener Bereiche im Stadtgebiet geschlossen wurde. Der Fokus der Risikoanalyse lag auf öffentlichen Gebäuden und Infrastruktureinrichtungen.
Auf Basis der gewonnenen Einsichten wird das beauftragte Ingenieurbüro im nächsten Schritt, Anfang Februar, ein Handlungskonzept erarbeiten, das geeignete Maßnahmen zur Minimierung von Schäden durch Starkregenereignisse beinhaltet. Dieses Maßnahmen- und Handlungskonzept wird die Bereiche Informationsvorsorge, kommunale Flächenvorsorge, Krisenmanagement und bauliche Maßnahmen behandeln. Die Erstellung eines solchen Konzeptes für das kommunale Starkregenrisikomanagement gemäß dem Leitfaden der LUBW ist mit einem Fördersatz von 70 Prozent förderfähig.
Info zu Starkregen
Gemäß dem „Leitfaden Kommunales Starkregenrisikomanagement in Baden-Württemberg“ der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) werden als Starkregen jene Niederschläge bezeichnet, die in begrenzten Gebieten innerhalb kurzer Zeit mit sehr hohen Intensitäten und Mengen auftreten. Starkregenereignisse und damit verbundene Sturzfluten treten verstärkt in den Sommermonaten von Mai bis September auf, da diese durch konvektive Niederschlagsereignisse verursacht werden. Diese entstehen wiederum durch starke, vertikale Strömungen warmer und feuchter Luft.
Schäden bei Starkregenereignissen entstehen durch Wassereintritt in Gebäude oder durch wild abfließendes Oberflächenwasser, eventuell in Verbindung mit Schlamm und Geröll. Weitere Schäden können durch den Austritt wassergefährdender Stoffe entstehen. Gefahr für Leib und Leben besteht beispielsweise durch Ertrinken, was vor allem eine Gefahr für Kinder oder für eingeschlossene Personen in tieferliegenden Gebäudeteilen darstellt.
Übersichtskarten
Hier finden Sie die Gefahrenkarten (PDF) (17,2 MB) zum Starkregen-Risikomanagement.