Studierende der Uni Hohenheim hospitieren in der Mensa im Schulzentrum Rutesheim

Erfolgskonzept Kocheltern: Die Rutesheimer Kocheltern sorgen nicht nur zuverlässig dafür, dass die Schülerinnen, Schüler, Lehrkräfte und das Rathaus-Team von Montag bis Donnerstag leckeres, hochqualitatives und dabei erschwingliches Essen auf den Teller bekommen, sie leisten damit auch noch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Das bestätigt das Ergebnis einer von der Universität Hohenheim durchgeführten Studie zur nachhaltigen Ernährung in Schulmensen, an der das Schulzentrum Rutesheim als eine von neun Schulen teilnahm.

Mit welcher Freude die Ehrenamtlichen in ihren Kochteams kochen, merkt man auch daran, dass viele dabeibleiben, auch wenn ihre Kinder längst nicht mehr in Rutesheim zur Schule gehen. „Die Kochteams werden in jeder Hinsicht unterstützt und diese ideale Betreuung wird von den Kocheltern sehr geschätzt“, erklärt Mensaleiterin Daniela Hoss. Auch die Stadt als Träger der Mensa weiß den Einsatz ihrer Kocheltern sehr zu schätzen und veranstaltet jährlich einen Dankeschön-Abend, an dem sich die ehrenamtlichen Köchinnen und Köche einmal rundum verwöhnen lassen können. Denn: „Ohne die vielen Ehrenamtlichen gäbe es auch in Rutesheim nur einen Caterer“, ist sich Bürgermeisterin Susanne Widmaier bewusst.

Doch nochmal zurück: Vom Wintersemester 2023 bis zum Sommersemester 2024 führte die Universität Hohenheim das Projekt „Food for Future – Nachhaltige Ernährung in Schulmensen” durch, an dem sich fünf Studierende verschiedener Studienfächer und unterschiedlicher Fachsemester beteiligten. Ziel der Studie war es, verschiedene Strategien für eine nachhaltige Ernährung in Schulmensen zu entwickeln und Erfolgsfaktoren, aber auch Hindernisse zu identifizieren, die einer nachhaltigen Umsetzung im Wege stehen könnten.

„In Baden-Württemberg liefern externe Catering-Unternehmen das Essen an einen Großteil der Schulen, wobei der Preis das Hauptkriterium ist. Nachhaltigkeitsaspekte wie Tierwohl, biologische Erzeugung, Regionalität, Saisonalität oder fairer Handel werden dabei oft vernachlässigt. Schulen, die vor Ort kochen und Schülerinnen und Schüler einbeziehen, haben möglicherweise ein größeres Potenzial, nachhaltige Ernährungssysteme zu fördern.“ Um dieses Potential zu erforschen, hospitierten die Studierenden in den Mensen der teilnehmenden Schulen. Am 29. April waren sie in Rutesheim und durften dort den gesamten Vorbereitungs-, Koch- und Ausgabeprozess miterleben.  

Qualität und Nachhaltigkeit dank der Kocheltern

Im April hospitierten Studentinnen und Studenten der Uni Hohenheim in Rutesheim und durften in der Mensa des Schulzentrums den gesamten Vorbereitungs-, Koch- und Ausgabeprozess miterleben. 

Die Art und Weise, wie wir Menschen uns ernähren, hat erheblichen Einfluss auf Umwelt und Klima. Einer Studie zufolge werden etwa 34 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen durch unsere Ernährung verursacht, was sie zu einem zentralen Faktor im Klimawandel macht. „Besonders die Außer-Haus-Verpflegung in Schulen, Universitäten und anderen öffentlichen Einrichtungen bietet vielfältige Möglichkeiten, eine Ernährungswende voranzutreiben“, heißt es im Projektbericht der Uni Hohenheim.

Plakat mit verschiedenem Essen von Food for Future.

Die Mensa des Schulzentrums Rutesheim bietet Schülerinnen und Schülern von Montag bis Donnerstag die Möglichkeit eines warmen Mittagessens. Dazu können diese oder ihre Eltern das Essen jeweils eine Woche im Voraus für die gewünschten Tage buchen. Bezahlt wird dann mit einem Chip, um die Wartezeiten zu verkürzen. Es besteht immer die Wahl zwischen einem Gericht mit Fleisch und einer vegetarischen Option. Dazu wird ein Nachtisch oder Obst sowie manchmal ein Salat serviert. Wasser gibt es am kostenlosen Trinkspender.

„Besonders beeindruckt hat uns die Möglichkeit für die Schülerinnen und Schüler zunächst eine kleine Portion zu probieren“, schreiben die Studierenden in ihrem Bericht. „Dadurch lassen sich die Lebensmittelabfälle um ein Vielfaches reduzieren. Wir haben selbst erlebt, wie gut dieses System angenommen wird und wie bewusst sich viele Kinder zunächst für eine kleine Portion entscheiden.“ Ebenfalls punkten konnten die Rutesheimer Kocheltern in puncto Regionalität und Verpackungsmüll. „Gemüse bezieht die Mensa von einem Hofladen in Perouse. Auf die Vermeidung von Verpackungsmüll wird stark geachtet.“

Damit erfüllt die Mensa gleich mehrere der Handlungsempfehlungen, die die Studierenden herausgearbeitet haben: „Kleinere Portionen mit Möglichkeit auf Nachschlag“, „Einkauf von regionalen und saisonalen Lebensmitteln“, „Kostenlose Wasserspender“, „Frische Küche anstelle von Convenience Produkten“. Eine weitere Empfehlung lautet: „Verbesserungen und Kritik bei Schülerinnen und Schülern einholen und umsetzen“, und auch das, so der Eindruck der Hospitierenden, wird in Rutesheim bereits beherzigt. „In der Mensa begegnen sich Kocheltern und Schüler auf Augenhöhe und pflegen einen offenen Umgang miteinander. Die Schüler müssen keine Angst haben, Sonderwünsche oder andere Anliegen anzusprechen.“

Nicht umsonst gilt das Modell der Kocheltern (neben dem Modell „Schüler kochen für Schüler“) als Konzept zur Förderung nachhaltiger Schulverpflegung – und das Rutesheimer Team enttäuschte die Erwartungen der Studierenden nicht. Durch ihren engagierten Einsatz sorgen die ehrenamtlichen Kocheltern für leckeres und abwechslungsreiches Essen – und das zu einem unschlagbaren Preis für die Schülerinnen und Schüler von 3,50 Euro pro Mahlzeit– und leisten einen wichtigen Beitrag zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit.

Und eben weil dieses Konzept so viele Vorteile bietet und so wichtig für unsere Umwelt ist, lautet eine weitere Empfehlung der Studierenden, den ehrenamtlichen Einsatz für die Kocheltern attraktiv zu gestalten. Glücklicherweise scheint auch das in Rutesheim bereits der Fall. In „der Küche herrscht eine lockere Atmosphäre, so dass das Kochen viel Spaß bereitet“, berichten die Studierenden. „Etwa 95 bis105 Kocheltern helfen ehrenamtlich in der Mensa mit. Wie oft und wann können sie dabei selbst entscheiden. Viele berufstätige Eltern nehmen sich sogar ab und an frei, um sich in der Mensa zu engagieren.“
 

Buntes Plakat mit Infos zu Food for Future.