Der Rutesheimer Wald
Lebensraum und Naherholung
Wenn die Temperaturen wieder Richtung Frühling klettern, holen die Menschen nicht nur die Räder raus, wie auf dem Titel zu lesen war. Sie wollen einfach wieder an die frische Luft und die Natur rund um Rutesheim genießen. Der Stadtwald ist dafür ein wunderbarer Ort.
Unser heimischer Wald hat sich in den letzten Jahren zu unserer Zuflucht entwickelt. Während der Pandemie bedeutete die Natur für viele von uns Freiheit und Durchatmen. Schon lange sieht man in Rutesheim den Wald nicht mehr als reine Geldquelle, sondern als besonders schützenswerten Raum, in den investiert werden muss. Es gilt, Erholung für Menschen zu finden, und Lebensraum für Flora und Fauna zu schaffen, zu erhalten und zu garantieren.
So hat Rutesheim im Zuge der letzten Forsteinrichtung ein Alt- und Totholzkonzept mit Waldrefugien und Habitatbaumgruppen umgesetzt. Bei einer ordnungsgemäßen Waldbewirtschaftung ist aufgrund der gekappten Alters- und Zerfallphasen von Bäumen der Anteil an Alt- und Totholz gering. Eine Ausweisung von Waldrefugien und Habitatbaumgruppen führt aufgrund des Pflege- und Nutzungsverzichtes zu natürlichen Alterungsprozessen und anschließendem Zerfall der Bäume in diesen Bereichen. Somit werden im Rutesheimer Wald wichtige Lebensstätten für Tierarten gefördert, welche auf Altholz und Totholz im Wald angewiesen sind.
Viel Schadholz wird entfernt
Der Holzeinschlag in den letzten Jahren lag zwar hoch, aber bereits beim Waldbegang 2022 berichtete Revierförster Ulrich Neumann, dass das meiste davon Schadholz ist, das entfernt werden muss. Bäume sind vermehrt akut umsturzgefährdet, der Borkenkäfer hat sie befallen oder sie sterben aus Wassermangel ab. An manchen Stellen werden auch beispielsweise Bäume gefällt, die ihrem Lebensende entgegengehen, um Platz und Licht für klimaresistentere Baumarten zu schaffen. Betroffen sind davon vorwiegend Buchen, Tannen und Fichten, die bereits stark geschwächt sind und deren Kronen so licht sind, dass ihnen vermutlich ohnehin nur eine relativ kurze Zeitspanne bleiben würde, bis sie vom Borkenkäfer befallen würden. Das Waldbild wird sich durch diese noch neue Strategie verändern. Zahlreiche, auch größere Jungbäume sind bereits vorhanden und werden an vereinzelten Stellen durch neu gepflanzte Bäume ergänzt. Dabei werde vor allem an Laubbäume gedacht, um künftig einen stabilen und bunten Mischwald zu erhalten.
Parallel wird aufgeforstet
Der Forst bemüht sich, parallel zu Baumfällungen großflächig aufzuforsten und Ausgleichsmaßnahmen durchzuführen. So wurden im Zuge der Ostumgehung Perouse im April 2022 auf vier Hektar Fläche rund 18.000 neue Pflanzen gesetzt. Ausgewählt wurden dafür vor allem Hainbuche, Winterlinde, Roterle, Wildkirsche, Bergahorn, Baumhasel, Spitzahorn, Elsbeere, Walnuss, Flaumeiche, Feldahorn, Speierling, Wildapfel, Birne, Hundsrose, Weißdorn, Holunder und Schneeball.
Umwelt- und Klimaschutz
„Wenn man Holzeinschlag und Kosten für Neupflanzungen gegenrechnet, verdienen wir nichts an unserem Wald“, so Bürgermeisterin Susanne Widmaier. „Aber dazu stehen wir auch, wir sehen Investitionen in den Wald als zukunftsweisend im Umwelt- und Klimaschutz.“Projekte und Aktionen, die zum Teil aus der Bürgerschaft initiiert sind, sind außerdem im Forst eine große Hilfe. So haben sich schon zweimal große Gruppen zusammengefunden, um den Wald von nicht mehr benötigten Wuchshüllen zu befreien. „Wir bemühen uns wirklich sehr, unseren Wald zu schützen und zukunftsfit zu machen“, sagt Susanne Widmaier. „Und wir wollen, dass Menschen mit Tieren und Pflanzen respektvoll umgehen.“So entstand beispielsweise die Idee zu den humorigen, aber sehr ernsten Schildern, die im Rutesheimer Wald zu finden sind. Seit ein paar Jahren können Wanderer und Radler darauf an fünf Waldparkplätzen rund um Rutesheim etwas über unbeliebte Naturbewohner lesen. Zu sehen sind diverse Gegenstände. Beispielsweise eine leere Glasflasche, alias „kleiner Schluckspecht“. Wussten Sie, dass diese bis zu 50.000 Jahre braucht, um zu verrotten? Der „geknickte Dürstling“ (Plastikflasche) ist mit 500 bis 1.000 Jahren dagegen fast rasend schnell.
Zum Schluss eine Bitte an alle:
Nehmen Sie Rücksicht auf die Tiere in den Wäldern und Wiesen. Genießen Sie die Natur ohne viel Lärm, lassen Sie bitte die Hunde an der Leine und nehmen Sie Ihren Müll wieder mit nach Hause.